Bezahlinhalte sind für Verlage das Geschäft der Zukunft. Gut, denn: Paid Content ist längst im Alltag angekommen und Leser sind bereit für Qualitätsinhalte zu bezahlen.

Das Reuters Institute for the Study of Journalism hat in sechs europäischen Ländern (Finnland, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Großbritannien) die Paid Content- Initiativen von insgesamt 171 europäischen Medienhäusern – darunter Zeitungen, Wochenzeitungen, Magazine, Digital-only-Medien und TV Sender – in einer Studie (2017) untersucht.

Hohe Zahlungsbereitschaft: 66 Prozent der Zeitungen mit Paid Content

Wichtigste Erkenntnis der Reuters-Studie: Paid Content ist längst im Alltag angekommen– Leser sind bereit, für Qualitätsinhalte zu bezahlen. Bereits 66 Prozent der Zeitungen und 71 Prozent der Wochenzeitungen und -magazine bieten ein zahlungspflichtiges Modell an.

Ganz anders ist das Bild dagegen bei nativen Internetangeboten. 97 Prozent aller Online-only-Medien setzen auf einen kostenlosen Zugang zu ihrem Newsangebot – lediglich die Mediapart in Frankreich arbeitet mit einem Bezahlmodell. Große Internetangebote wie T-Online in Deutschland oder Fanpage in Italien, aber auch die europäischen Ableger von Digitalmarken wie BuzzFeed und HuffingtonPost setzen auf ein werbefinanziertes Angebot ohne Bezahlschranke.

13,64 Euro werden im Durchschnitt für Paid Content ausgegeben – vor allem für Wirtschaftsinhalte

Am verbreitetsten unter den Bezahlinhalten ist das sogenannte „Freemium Modell“, bei dem ein Teil der redaktionellen Inhalte kostenlos zugänglich ist, während für einen anderen bezahlt werden muss. Es folgt das „Metered Modell“, bei dem Nutzer eine bestimmte Anzahl von Artikeln (meist zehn bis 20) kostenlos lesen können, danach aber die Bezahlschranke fällt und ein Abonnement zur weiteren Nutzung abgeschlossen werden muss.

Interessante Einblicke gibt die Reuters Studie über die Höhe der durch die Bezahlmodelle erzielten Erlöse. So variieren die Preise für die monatlichen Abonnements erheblich von 2,10 Euro in Polen bis 54,27 Euro bzw. 46 Pfund in Großbritannien. Durchschnittlich wird in den sechs Ländern für Paid Content 13,64 Euro im Monat gezahlt. Wenig überraschend werden für Inhalte von Wirtschaftszeitungen mit durchschnittlich 25,67 Euro pro Monat die höchsten Gebühren fällig – die Spanne reicht dabei von 6,71 bis 54,27 Euro.

Länder: Paid Content in Frankreich und Polen besonders etabliert, Deutschland im Mittelfeld 

Die Zahlungsbereitschaft in den untersuchten sechs europäischen Ländern unterscheidet sich überraschenderweise doch recht stark: So hat sich das Paid Content-Modell besonders in Finnland, Polen und Frankreich mit einer Verbreitung von 87 bis 95 Prozent bereits nachhaltig etabliert. In Großbritannien sind 67 Prozent der Angebote dagegen noch kostenlos, gefolgt von Italien mit 60 Prozent.

Die Online-Angebote von deutschen Verlagen liegen unterdessen im Mittelfeld: 48 Prozent der Digital-Inhalte werden weiter kostenlos angeboten, in 52 Prozent der Angebote zahlen Leser für Artikel – zu 38 Prozent in Form des Freemium Modells und 14 Prozent im Rahmen des Metered Modells. Als Grund für den ebenfalls hohen Kostenlosanteil führt das Reuters Institute den starken Wettbewerb der hiesigen Verlagsangebote an.

Wenn der deutsche Leser mit 17,64 Euro im Monat mehr für Bezahlinhalte ausgibt als der europäische Durchschnitt, unterstreicht das eindrucksvoll, dass sich Paid Content in der Bundesrepublik etabliert. Das Reuters Institute for the Study of Journalism sieht sich zudem durch seine Untersuchung bestätigt, dass es eine steigende Zielgruppe durch alle Altersklassen gibt, die bereit ist, für Editorial Media zu bezahlen.

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Der Autor

Nils Jacobsen
Nils Jacobsen
Nils Jacobsen ist Wirtschaftsjournalist und Techreporter in Hamburg. Der studierte Medienwissenschaftler und Buchautor („Das Apple-Imperium“ / „Das Apple-Imperium 2.0“ ) berichtet seit 20 Jahren über die Entwicklung der Aktienmärkte und digitalen Wirtschaft: seit 2008 täglich für den Branchendienst MEEDIA, in einer wöchentlichen Kolumne für Yahoo Finanzen und in monatlichen Reportagen für die Marketingzeitschrift absatzwirtschaft. Jacobsen war zudem als Chefredakteur der Portale CURVED, clickfish, US FINANCE und YEALD aktiv.