Im April und Mai dieses Jahres hat die Unternehmensberatung PwC eine Umfrage unter 1.000 Online-Nutzern zum Thema „Social Bots und Fake News“ durchgeführt. Die 1.000 Befragten sollen dabei repräsentativ für die deutsche Bevölkerung gewesen sein, so dass die Ergebnisse der Studie den Anspruch haben, ein Abbild der Verhältnisse in ganz Deutschland zu liefern.

Hintergrund der Befragung war das Ergebnis der Präsidentenwahl in den USA. Nach wohl einhelliger Meinung war der vorangegangene Wahlkampf in außerordentlichem Maß von der systematischen Verbreitung von Falschmeldungen (Fake News) begleitet. Und ‚Social Bots‘, also Computerprogramme, die in Sozialen Netzen einen menschlichen Nutzer simulieren, haben zur massenhaften Verbreitung von Links auf ‚Fake News‘ beigetragen.

Was die Deutschen über Social Bots und Fake News wissen

Beide Begriffe haben wohl erst im Zusammenhang mit der Präsidentenwahl den Einzug in das Alltagsvokabular vieler Deutscher geschafft. Trotzdem ist ‚Fake News‘ schon 93% aller Befragten ein Begriff. Und mehr als die Hälfte aller Deutschen will schon einmal Fake News zu einem politischen Thema wahrgenommen haben. ‚Social Bots‘ ist dagegen ein Begriff, der für 40% der Deutschen und immer noch ein Viertel der deutschen Internet-Intensivnutzer unbekannt ist.

Dass trotz der verbreiteten Unkenntnis zum Thema ‚Social Bots‘ 43% der Deutschen meinen, diese sollten ganz verboten werden und 53% den Gesetzgeber in der Pflicht sehen, irgendetwas zu diesem Thema zu unternehmen (und nur 10% meinen, da müsse gar nichts geregelt werden), ist vielleicht bezeichnend für bestehende Unsicherheiten mit dem weltweiten und meist unregulierten Netz.

Wer nach Meinung der Deutschen Fake News verbreitet – und wem sie vertrauen

Wenn es um verlässliche Orientierung geht, dann vertrauen die Deutschen insbesondere redaktionell aufbereiteten Angeboten. So wünschen sie sich eine Aufklärung zum Thema Social Bots und Fake News vor allem (61% der Befragten) von klassischen Medien wie Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen und Radio. Immerhin 57% sehen bei der Aufklärung zu diesen Themen die Plattformen selber in der Pflicht und 53% den Gesetzgeber.

Fraglich ist dabei, wie viel Vertrauen die Deutschen Facebook, Twitter & Co bei einer solchen ‚Aufklärung‘ entgegenbringen würden. Denn genau dort sehen und vermuten sie auch die meisten absichtlich verbreiteten Falschmeldungen. Fake News erwarten Deutsche „am ehesten“ bei Facebook, Twitter, in Blogs und Foren oder bei Youtube. Kaum jemand rechnet dagegen bei bekannten Medienmarken mit dem Auftauchen von Fake News.

Medien sollen mehr in die Recherche investieren – die Bezahlbereitschaft ist da

Das Überprüfen von Fakten und das Aussortieren von ‚Fake News‘ ist eine Kernleistung von Redaktionen. 90% aller Deutschen stimmen der Aussage zu, ‚Medien sollten Redaktionen zum Prüfen von Nachrichten aufstocken‘. Aber wären die Menschen auch bereit zu akzeptieren, dass sie dafür beim Bezahlen für die Medien tiefer in die Tasche greifen müssten? 26%, also ein Viertel aller Befragten, sagte auch hier „Ja“.

Die Bezahlbereitschaft ist in dieser Frage an das Bildungsniveau der Befragten gekoppelt. Je höher der höchste Bildungsabschluss des Befragten, desto eher ist er bereit, für eine Aufstockung der Redaktionen auch mehr zu bezahlen. In der Gruppe mit dem höchsten Bildungsabschluss ist die Bereitschaft, für die Aufstockung der Redaktionen zu bezahlen, mehr als doppelt so weit verbreitet, wie in der Gruppe mit dem geringsten Bildungsabschluss. Das mag allerdings dem Blick auf das verfügbare Haushaltsbudget geschuldet sein. Denn bei der grundsätzlichen Zustimmung zu einem Aufstocken der Redaktionen unterscheiden sich die Befragten aller Bildungsniveaus nicht wesentlich.

Editorial Media schaffen vertrauenswürdige Umfelder

Völlig unabhängig von der Bezahlbereitschaft bringen damit praktisch alle Befragten ihre Erwartungen an eine Kernleistung journalistischer Angebote zum Ausdruck: Editorial Media schaffen ein vertrauenswürdiges Angebot. Die PwC-Umfrage zeigt, dass die Verbraucher einen großen Unterschied zwischen redaktionell betreuten und nicht redaktionell betreuten Umfeldern sehen. Für Werbungtreibende macht das einen entscheidenden Unterschied. Florian Haller, Chef der Agenturgruppe Serviceplan, konstatiert: „Wir wissen aus unterschiedlichen Untersuchungen, dass das Umfeld den Wert einer Werbung maßgeblich bestimmt“, sagte Florian Haller, Chef der Agenturgruppe Serviceplan. „Und darauf stärker hinzuweisen ist sehr wichtig. Die Qualität zählt – egal ob gedruckt oder digital.“

Der Autor

Markus Schöberl
Markus Schöberl
Markus Schöberl hat fast 15 Jahre im Pressevertrieb auf Verlagsseite gearbeitet und dort viel über die unterschiedlichen Prioritäten von Zeitungen und Zeitschriften, in Abo und Einzelvertrieb und zuletzt auch beim Vertrieb digitaler Presse (Paid Content) erfahren. Seit 2013 veröffentlicht er einmal monatlich pv digest, eine Analyse der wichtigsten Entwicklungen in diesen Bereichen. Darüber hinaus berät er ausgewählte Verlage und Vertriebsunternehmen in Vertriebsfragen, hält Vorträge und moderiert Veranstaltungen zu seinen Themen.