Der digitale Paradigmenwechsel vollzieht sich schneller als erwartet. Wie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) in ihrer „German Entertainment & Media Outlook“-Studie festgestellt hat, führt die Digitalisierung zu einer deutlichen Verschiebung der Erlösstrukturen in der deutschen Medien- und Unterhaltungsindustrie.

„Die Auswirkungen der Digitalisierung sind so gewaltig, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die digitalen Erlöse erstmals die analog generierten Einnahmen übertreffen werden“, erklärt Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC in Deutschland, die Studienergebnisse.

Die PwC-Studie zeige nachdrücklich, „dass kräftiges Wachstum in der deutschen Medien- und Unterhaltungsbranche fast nur noch digital möglich ist“, sagt Ballhaus. Demnach könnten die digitalen Erträge bis 2021 im Schnitt um 5,8 Prozent auf dann 36,7 Milliarden Euro durch Werbe- und Verkaufserlöse steigen und würden dann bereits 43 Prozent der Gesamtumsätze ausmachen.

Publikumstitel: Anteil der Digitalerlöse an den gesamten Vertriebserlösen steigt

Zu den größten Gewinnern in den kommenden Jahren dürfte der Markt für Onlinewerbung zählen, für den PwC bis 2021 mit Erlösen von 8,7 Milliarden Euro rechnet – was einem jährlichen, durchschnittlichen Plus von 5,6 Prozent entspricht. Auch die Verlagsbranche profitiert vom Digital-Boom: Es ist anzunehmen, dass beispielsweise bei Publikumszeitschriften der Anteil der Digitalerlöse an den gesamten Vertriebserlösen von 5 % (2016) auf 10,5 % (2021) wachsen wird.

Gleichzeitig sagt PwC in seinem „German Entertainment & Media Outlook“ Paid Content-Erlösen anhaltend zweistellige Zuwächse voraus. In den fünf Jahren von 2016 bis 2021 sei demnach mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum (CAGR) von 10,8 Prozent zu rechnen. Die Anzahl verkaufter E-Papers pro Tag hat bereits 2016 die Millionenmarke überschritten.

DCI-Studie: Bild und Spiegel mit den erfolgreichsten Paid Content-Angeboten

Weiter positive Aussichten für zahlungspflichtige Verlagsangebote im Internet bescheinigt auch eine neue Paid Content-Studie, die das DCI Institute in Kooperation mit der Fresenius Hochschule durchgeführt hat. 9 bis 10 Millionen Bundesbürger – das sind 15 Prozent der Bevölkerung – hätten demnach im vergangenen Jahr im Netz Geld für digitale Inhalte und Services in der Gesamtheit ausgegeben, 85 Prozent der Befragten sogar regelmäßig.

Während Nutzer noch häufiger für Musik, Filme/Serien, Spiele und E-Books Geld bezahlten, verzeichneten kostenpflichtige Nachrichtenangebote 2017 den größten prozentualen Zuwachs bei der Zahlungsbereitschaft. Interessante Erkenntnis: Subscription-Modelle, wie sie von Netflix und Spotify angeboten werden, wurden 2017 deutlich häufiger angenommen als noch vor einem Jahr – wovon auch die Verlagsangebote profitiert haben, deren Abo-Modelle auf eine höhere Akzeptanz stoßen.

Nach Netflix, Amazon, Google Play, Spotify und Apple kauften Bundesbürger digitale Bezahlinhalte nämlich bereits am liebsten bei Spiegel Online (10,0 Prozent der Befragten) und Bild.de (8,5 Prozent). Bei den Über-55-Jährigen rangieren Spiegel.de und Bild+ hinter Netflix sogar bereits an zweiter und dritter Stelle der Käufergunst.

Der Autor

Nils Jacobsen
Nils Jacobsen
Nils Jacobsen ist Wirtschaftsjournalist und Techreporter in Hamburg. Der studierte Medienwissenschaftler und Buchautor („Das Apple-Imperium“ / „Das Apple-Imperium 2.0“ ) berichtet seit 20 Jahren über die Entwicklung der Aktienmärkte und digitalen Wirtschaft: seit 2008 täglich für den Branchendienst MEEDIA, in einer wöchentlichen Kolumne für Yahoo Finanzen und in monatlichen Reportagen für die Marketingzeitschrift absatzwirtschaft. Jacobsen war zudem als Chefredakteur der Portale CURVED, clickfish, US FINANCE und YEALD aktiv.