Der Schaden, der durch Online-Werbebetrug entsteht, ist enorm: auf 6,5 Milliarden Dollar schätzt der Bot-Baseline-Report den weltweiten Schaden für 2017.

Ein Schaden, der zunehmend automatisiert und damit mit immer weniger Aufwand generiert wird: Zwar gibt es nach wie vor sogenannte „Klickfarmen“ in Niedriglohnländern, in denen der Fake Traffic noch mühsam manuell erstellt wird, doch die Automatisierung des Betrugs nimmt mittlerweile viele Formen an. Das zeigt aktuell eine Anklage der New Yorker Staatsanwaltschaft gegen zwei Betrugssysteme namens „3ve“ und „Methbot“.

Milliarden von Fake-Klicks durch Bots

„3ve“ soll über 1,7 Millionen fremde Computer in den USA und Europa mit Malware infiziert und ferngesteuert haben. Bis zu 12 Milliarden Klicks habe das Botnetz pro Tag erzeugt. Sie sollen von Dezember 2015 bis Oktober 2018 Werbung abgerufen haben, für die betrogene Werbekunden mehr als 29 Millionen Dollar bezahlten.

„Methbot“ hat laut Anklageschrift mit Hilfe zahlreicher Server maschinell Traffic erzeugt. Die Webseiten, auf denen die Werbung eingebettet war, sollen ebenfalls gefälscht gewesen sein. Über einen Zeitraum von gut zwei Jahren sollen auf diese Weise täglich sieben Millionen Dollar umgesetzt worden sein.

Der „Methbot“-Fall zeigt beispielhaft auch, wie sich Werbebetrug und Fehlplatzierung überlappen. Insofern ist es folgerichtig, dass Werbeexperten unter „Brand Safety“ unter anderem den Schutz vor „Ad Fraud“ verstehen, wie kürzlich eine Studie von DCORE im Auftrag des VDZ zeigte.

Zusammenhang zwischen Klickbetrug und Umfeldqualität

Und auch das Beratungsunternehmen „Ebiquity“ weist in seinem Media Report 2018 auf den engen Zusammenhang von Betrug und der Qualität der Umfelder hin, in denen Werbung platziert wird. In Kooperation mit der Monitoring-Firma „zulu 5“ wurden Webseiten mit Hilfe von Crawlern durchkämmt, um festzustellen, wo welche Anzeigen erschienen sind. So identifizierte man im ersten Halbjahr 2018 nicht weniger als 250.000 Fehlplatzierungs- und Ad-Fraud-Fälle im deutschsprachigen Raum. Die Untersuchung von über vier Millionen kritischen Seiten ergab, dass drei Viertel (76 Prozent) der hundert Top-Marken in nicht-markensicheren und/oder betrügerischen Umfeldern gesichtet wurden. Nur 12 Prozent der führenden Marken wurden ausschließlich in sicheren Umfeldern angetroffen (vgl. Grafik).

Dr. Uwe Sander
Dr. Uwe Sander
Der gelernte Volkswirt arbeitete nach einigen Jahren in der empirischen Wirtschaftsforschung von 1984 bis 2014 in verschiedenen Funktionen beim Verlag Gruner+Jahr, u.a. für die Titel Capital, Stern, GEO und Art. Heute ist er freiberuflich als Autor und Berater tätig. Sein besonderes Interesse gilt der Entwicklung des digitalen Journalismus.