Wie? Die Alten schauen lieber Nachrichten, die Jungen lesen? Das ist schon ein wenig überraschend. Standen doch die Nachwachsenden in Sachen Mediennutzung oft im Verdacht, für die Kulturtechnik des Lesens und Schreibens weniger übrig zu haben als die ältere Generation. Dieser Verdacht wird durch US-Daten erschüttert, die das renommierte PEW Research Center veröffentlichte

Dabei geht es speziell um den Nachrichtenkonsum. Die Daten sind nicht für Medieninhalte aller Art generalisierbar. Darüber hinaus muss bei der Interpretation bedacht werden, dass Jüngere in den USA – wie auch in Deutschland – die Nachrichten weniger aufmerksam und regelmäßig verfolgen als Ältere.

Doch immerhin: Unter den 18- bis 29-Jährigen bekunden 42 Prozent eine Präferenz für die Lektüre von Nachrichten. 38 Prozent schauen lieber TV oder Video, 19 Prozent hören die Nachrichten am liebsten. Auch unter den 30- bis 49-Jährigen findet das Lesen noch eine knappe relative Mehrheit. Die Generation 50 plus votiert dagegen mit absoluten Mehrheiten für Fernseh- bzw. Videonachrichten.

Mediennutzung Präferenzen in den USA

Diejenigen, die Nachrichten am liebsten lesen – das sind 35 Prozent der Bevölkerung ab 18 Jahre – können zwischen Print und Online wählen. Je jünger die US-Bürger sind – das ist nun keineswegs überraschend – desto stärker tendieren sie zur Onlinenutzung. Bei 18- bis 29-Jährigen sind es 81 Prozent, bei 30- bis 49-Jährigen 72 Prozent, bei 50- bis 64-Jährigen 41 Prozent und in der Altersgruppe 65 plus nur noch 20 Prozent.

Die Ergebnisse des PEW Research Centers für die USA korrespondieren in gewisser Weise mit Befunden, die das Reuters Institute for the Study of Journalism für eine Reihe von Ländern in seinem Digital News Report 2016 veröffentlichte. Angesichts des Video-Booms auf vielen Nachrichtensites fanden die Forscher es erstaunlich, dass lediglich 24 Prozent der Nutzer pro Woche ein Video angeschaut hatten. Die Frage nach den Gründen ihrer Video-Abstinenz beantworteten 41 Prozent mit dem Hinweis, das Lesen sei „schneller und bequemer“. Diese Antwortmöglichkeit erhielt die meiste Zustimmung. Tatsächlich lassen sich ja zum Beispiel die Informationen eines Interviews viel schneller durch Lektüre des Textes als durch Anschauen des Videos erfassen. Für zeitlich limitierte Zielgruppen jüngeren und mittleren Alters mag die Vorliebe für Text nicht zuletzt auch eine Frage der Effizienz sein.

Autor

Dr. Uwe Sander
Dr. Uwe Sander
Der gelernte Volkswirt arbeitete nach einigen Jahren in der empirischen Wirtschaftsforschung von 1984 bis 2014 in verschiedenen Funktionen beim Verlag Gruner+Jahr, u.a. für die Titel Capital, Stern, GEO und Art. Heute ist er freiberuflich als Autor und Berater tätig. Sein besonderes Interesse gilt der Entwicklung des digitalen Journalismus.