Wenn es darum geht, Informationen über das tagesaktuelle Geschehen zu bekommen, hat das Internet für die deutschsprachige Bevölkerung nur eine nachgeordnete Bedeutung. Zu diesem Ergebnis kommen übereinstimmend die AWA und die Mediengewichtungsstudie der Landesmedienanstalten. Laut Mediengewichtungsstudie nutzen täglich 20,3 Millionen (29 Prozent) das Netz zur Information. 7,75 Millionen (11 Prozent) von ihnen nutzen Facebook zu Informationszwecken. Von diesen wiederum informieren sich drei Viertel durch „professionelle Beiträge“ – also im Wesentlichen durch Infos, die Journalisten klassischer Medien erstellen. 46 Prozent greifen ausschließlich auf Beiträge von Profis zurück, weitere 29 Prozent nutzen daneben auch “user generated content”.

Wenn es um die Glaubwürdigkeit geht, rangiert Social Media weit hinter klassischen Medien. Das zeigt eine neue Studie der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des ZDF. Die Befragten beurteilen in dieser Untersuchung die Glaubwürdigkeit von Medien auf einer Skala von +5 (sehr glaubwürdig) bis -5 (überhaupt nicht glaubwürdig). Dabei kommen Abo-Zeitungen, Nachrichtenmagazine und öffentlich-rechtliche Fernsehsender auf deutlich positive Werte. Soziale Medien wie Facebook und Twitter bekommen dagegen die Durchschnittsnote -1,5. Offensichtlich glauben die meisten Menschen nicht jeden Humbug, der in sozialen Netzwerken zirkuliert und können satirische Witzchen von Wirklichkeit unterscheiden. Das gilt auch für die Jungen: 16- bis 29-Jährige bewerten Facebook und Twitter genauso wie die Gesamtbevölkerung, während sie den klassischen Medien sogar noch etwas mehr Glaubwürdigkeit beimessen. Wobei diese klassischen Medien ja im Internet und in den sozialen Medien sehr präsent sind.

Der Autor

Dr. Uwe Sander
Dr. Uwe Sander
Der promovierte Volkswirt arbeitete nach einigen Jahren in der empirischen Wirtschaftsforschung von 1984 bis 2014 in verschiedenen Funktionen beim Verlag Gruner+Jahr, u.a. für die Titel Capital, Stern, GEO und Art. Heute ist er freiberuflich als Autor und Berater tätig. Sein besonderes Interesse gilt der Entwicklung des digitalen Journalismus.