Während die Visit-Zahlen im Nachrichtenjournalismus in starkem Maße ereignisgetrieben sind, weisen sie im Nutzwertjournalismus mehr oder weniger stark ausgeprägte saisonale Muster auf. Dabei hängt die Saisonfigur primär vom Themenfeld ab. Drei Beispiele für Sites mit sehr unterschiedlichen Saisonfiguren sind Chefkoch.de, Wetter.com und Fit for Fun.

Gute Vorsätze

Stichwort „gute Vorsätze“ – Fit For Fun erreicht seinen saisonalen Höchstwert schon im Januar und ein Zwischenhoch im April und Mai. Der Verdacht, die Saisonfigur werde in diesem Fall von einem längerfristigen Abwärtstrend überlagert, bestätigt sich nicht: Das Jahr 2015 zeigt eine ähnliche Entwicklung.

Zeit zum Schlemmen

Wenn das Fitness-Thema aus saisonalen Gründen in den Hintergrund tritt, steigt die Nachfrage nach Rezeptvorschlägen für Leckereien aller Art. Chefkoch.de erzielt die meisten Visits im vierten Quartal. Im Dezember, dem stärksten Monat, lag die Zahl der Besuche 30 Prozent über dem Jahresdurchschnitt.

Urlaubswetter?

Die Nachfrage nach Wetterinformationen erreicht ihren Zenit um die Jahresmitte. Am höchsten war sie 2016 im Juni und Juli. Das dürfte einem generellen Muster entsprechen, das so ähnlich auch fürs laufende Jahr erwartet werden kann. Der besonders niedrige Wert für Dezember ist dagegen eher dem Umstand geschuldet, dass es am Jahresende 2016 in Deutschland keine nennenswerten Wetterkapriolen gab. Das muss aber selbstverständlich nicht immer der Fall sein.

Saisonfiguren innerhalb eines Segments


Wenn man nutzwertige Angebote ein- und desselben Genres betrachtet, stößt man auf ähnliche Saisonfiguren. Die Grafik unten illustriert dies für die Sites von TV Spielfilm, Hörzu und TV Digital. Auch hier liegen die Niveaus der Zugriffszahlen weit auseinander: TVSpielfilm.de kommt im Jahresdurchschnitt auf rund 57 Millionen, Hörzu auf sieben Millionen und TV Digital auf eine Million. Die saisonalen Muster der Indexwerte sehen jedoch recht ähnlich aus.  Zum “Sommerloch” mit klar unterdurchschnittlichen Visits gehörte 2016 auch der September, der in weiten Teilen Deutschlands ungewöhnlich warm und sonnig ausfiel.

Der Autor

Dr. Uwe Sander
Dr. Uwe Sander
Der gelernte Volkswirt arbeitete nach einigen Jahren in der empirischen Wirtschaftsforschung von 1984 bis 2014 in verschiedenen Funktionen beim Verlag Gruner+Jahr, u.a. für die Titel Capital, Stern, GEO und Art. Heute ist er freiberuflich als Autor und Berater tätig. Sein besonderes Interesse gilt der Entwicklung des digitalen Journalismus.