Interview mit Dr. Uwe Vorkötter, Chefredakteur bei HORIZONT

Wie stehen Sie zum „Editorial Media“-Ansatz, Qualitätsjournalismus als zentrales Argument zur Unterscheidung von Mediengattungen einzusetzen?

Editorial Media steht für Qualität, Kompetenz, Glaubwürdigkeit. Editorial Media ist das Gegenteil von Fake News, Hate Speech und Filterblasen in angeblich sozialen Netzwerken. Davon profitieren Leser und Anzeigenkunden. Redaktionelle Medien bieten seriöse, informative und unterhaltsame Umfelder. Diesen USP müssen sie konsequent in die Gesellschaft und die werbungtreibende Wirtschaft kommunizieren.

Die öffentliche Diskussion um Fake News, alternative Fakten und zurückgehendes Vertrauen gegenüber Medien verunsichert auch bislang treue Leser und Nutzer. Was können/sollten Medien unternehmen, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen?

Was sie tun sollten: möglichst unaufgeregt und unbeeindruckt ihren Job machen. Was sie nicht tun sollten: aufgeregt mit den Flügeln schlagen und sich Facebook als Faktenchecker andienen. Und wir haben ja jetzt einen starken Verbündeten: Donald Trump. Mit jeder Attacke auf die Medien, mit jedem abstrusen Tweet stärkt er das Vertrauen in den klassischen Journalismus.

Der Wert vertrauenswürdiger Werbeumfelder ist erst kürzlich wieder in den Blickpunkt von Werbungtreibenden und Agenturen gerückt. Wird dieser Aspekt bei der Planung des Media-Mix in Zukunft an Bedeutung gewinnen?

Das hoffe ich doch. Natürlich werden die digitalen Werbekanäle noch an Bedeutung gewinnen, vor allem im Abverkaufs-Marketing. Aber Markenbildung und -führung erfordern eine breit angelegte Kommunikation in die Gesellschaft. Das geht nur mit Editorial Media. Google und Facebook garantieren keine seriösen Umfelder. Sie sind intransparent, was die Werbewirkung angeht, anfällig für Ad-Fraud, vulgo: Betrug. Eine Zeitlang schien das alles bei den Marketingchefs keine Rolle zu spielen, aber die Zeit ist vorbei. Procter & Gamble, Telekom und andere haben verstanden, dass es darauf ankommt, in welchem Umfeld ihre Werbung verbreitet wird.

 

Dr. Uwe Vorkötter
Dr. Uwe Vorkötter übernahm 2014 die Chefredaktion der HORIZONT-Medien in Print und Online sowie für die Veranstaltungen. Davor stand Vorkötter dem Vorstand von Dumont-Schauberg als Berater zur Seite und verantwortete als Managing Partner den Bereich Publishing Consulting/Corporate Publishing bei der Beratungsfirma Consultum Communications in Berlin. Im Laufe seiner langen und sehr erfolgreichen journalistischen Laufbahn war er unter anderem Chefredakteur der „Berliner Zeitung“, der „Frankfurter Rundschau“ und der „Stuttgarter Zeitung“. Bei letzterer hatte der studierte Volkswirtschaftler seine journalistische Ausbildung absolviert.