Die Diskussion um die Verbreitung von Fake News auf Social Networks wie Facebook reißt nicht ab. Noch immer scheint die Einflussnahme durch Manipulatoren bei der vergangenen US-Wahl nicht hinreichend aufgeklärt, während wenig später der Datenskandal um Cambridge Analytica das Vertrauen in das weltgrößte soziale Network erschütterte.

Die Nachbeben der Datenaffäre sind bis heute zu spüren: Gleich drei Millionen Nutzer in Europa haben Facebook im zweiten Quartal den Rücken gekehrt, während die Aktie des Mutterkonzerns an der Wall Street im Sturzflug sinkt. Doch Facebook ist keine Ausnahme: Wenige Tage nach dem Eklat auf dem Social Network kam auch Twitter an der Wall Street nach Bilanzvorlage böse unter die Räder – auch der Kurznachrichtendienst musste einen Nutzerrückgang in Millionenhöhe eingestehen.

Medienvertrauen: Facebook sinkt noch hinter Foren, Twitter Schlusslicht 

Keine Frage: Nutzer begegnen dem Zeitfresser Social Media, der oft genug unverifizierte Nachrichten an Hunderte Millionen Mitglieder verbreitet, mit immer mehr Skepsis – auch hierzulande. Das bestätigt eine neue Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zum Medienvertrauen.

So ermittelte PwC, dass lediglich 18 Prozent der befragten Bundesbürger Facebook, dem mit Abstand meistgenutzten Social Media-Kanal, als Medium vertrauten. Damit liegt das weltgrößte Social Network sogar noch hinter Foren, die es auf ein Medienvertrauen von 21 Prozent bringen. Der Mikroblogging-Dienst Twitter, der für hitzige Diskussionen bekannt ist, schneidet noch schlechter ab: Mit gerade einmal 14 Prozent ist Twitter nach Meinung der befragten Bundesbürger das am wenigsten vertrauenswürdige Medium.

Vertrauen in Printmedien nach Öffentlich-Rechtlichen am größten

Komplett konträr werden dagegen Printmedien eingestuft, die nach öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Radiosendern mit Abstand das höchste Medienvertrauen in Deutschland genießen.

So bringen es überregionale Tages- oder Wochenzeitungen (wie zum Beispiel F.A.Z., SZ, Die Welt oder Die Zeit) genau wie die Online-Nachrichtenangebote (wie Spiegel  Online oder Focus.de) auf ein Vertrauen von 68 Prozent, während Wochenmagazine (wie Focus, Spiegel und Stern) sowie kostenpflichtige lokale Tageszeitungen (Kauf oder Abonnement) mit 67 Prozent knapp dahinter liegen.

Tages- und Wochenzeitungen werden als Informationskanal immer wichtiger

Die PwC-Studie untersuchte weiter, welche Mediengattung zu Informationszwecken über aktuelle Geschehnisse genutzt werden. Ergebnis: Trotz der enormen Verbreitung rangiert Social Media als Informationskanal über das aktuelle Tagesgeschehen mit 27 Prozent weit unten – noch hinter Gesprächen im Familien-, Freundes- beziehungsweise Kollegenkreis. Ein Grund für die immer größere Zurückhaltung bei sozialen Medien: 89 Prozent der Studienteilnehmer erklärten, in den sozialen Medien wie Facebook und Twitter würden Kontrollmechanismen fehlen, um Falsch- und Hassmeldungen zu verhindern.

Ganz anders die Entwicklung dagegen bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern und Tages- und Wochenzeitungen, die mit 72 bzw. 56 Prozent weiter die wichtigsten Informationsquellen zur Nachrichtenlage der Bundesbürger sind. Besonders erfreulich für Blattmacher: Trotz der fortschreitenden Digitalisierung verbuchten Tages- und Wochenzeitungen als bevorzugter Informationskanal einen Nutzerzuspruch von drei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Der Autor

Nils Jacobsen
Nils Jacobsen
Nils Jacobsen ist Wirtschaftsjournalist und Techreporter in Hamburg. Der studierte Medienwissenschaftler und Buchautor („Das Apple-Imperium“ / „Das Apple-Imperium 2.0“ ) berichtet seit 20 Jahren über die Entwicklung der Aktienmärkte und digitalen Wirtschaft: seit 2008 täglich für den Branchendienst MEEDIA, in einer wöchentlichen Kolumne für Yahoo Finanzen und in monatlichen Reportagen für die Marketingzeitschrift absatzwirtschaft. Jacobsen war zudem als Chefredakteur der Portale CURVED, clickfish, US FINANCE und YEALD aktiv.