„Digital by Default“ – so wird die Generation der Digital Natives in der Shell Jugendstudie 2019 bezeichnet. Und das aus gutem Grund: Die meisten heute 12- bis 25-Jährigen sind quasi mit dem Internet ausgewachsen und verbringen auch ohne Zweifel einen großen Teil ihrer Freizeit im Netz. Und aus diesem beziehen sie den Großteil ihrer Informationen. Doch: Wie reflektiert gehen sie damit um und welchen Medien vertrauen sie wirklich?

Hohes Interesse an politischen Themen

Das Surfen im Netz ist, nach Musikhören, die häufigste Freizeitbeschäftigung der „Digital by Default“-Generation. Im Durchschnitt sind sie etwa 3,7 Stunden pro Tag online. Neben dem starken digitalen Konsum zeichnet sie sich auch durch ein gesteigerte Interesse an Politik aus.

Laut Shell-Studie  interessieren sich aktuell rund 45 Prozent der Jugendlichen für Politik und etwas mehr als ein Drittel informiert sich dazu aktiv. Und: Jedem Dritten ist es wichtig sich politisch zu engagieren. Die Themen Umweltschutz und Klimawandel liegen ihnen dabei besonders am Herzen.

Klaus Hurrelmann, einer der verantwortlichen Wissenschaftler der Studie, sagt dazu im Gespräch mit Zeit Online: „Die Jugend scheint politisch aktiver zu werden, je besser es ihr geht.“ Und er sieht Parallelen zur 68-er Bewegung: „Auch damals haben sich in Wohlstandszeiten, kurz nach dem Wirtschaftswunder, einige junge Menschen politisiert. Aber es waren längst nicht alle jungen Menschen. Wie heute bei Fridays for Future war da eine kleine politische Elite aktiv – vielleicht fünf Prozent des Jahrgangs – die aber hatten und haben die Fähigkeit, einen großen Sympathisantenkreis zu bilden.“

Wie nutzt die „Digital by Default“-Generation das Netz?

Unter den Netzaktivitäten ist die Nutzung von sozialen Medien in Form von Messenger-Diensten und Social Media mit 94 und 81 Prozent an erster Stelle. Gleich darauf folgt die Suche nach Informationen. 62 Prozent aller jungen Männer und Frauen tun das mindestens einmal pro Tag. Nimmt man die Nutzung für Schule, Ausbildung oder Beruf hinzu, so sind es insgesamt 71 Prozent.

Wie werden die Informationen bewertet?

Überraschende Erkenntnis der Studie: Jugendliche bewerten den Vertrauensgehalt von Informationen abhängig von der Quelle und dem verwendeten Medium sehr differenziert. Das Vertrauen in Informationen aus klassischen Medien mit ihren editorialen Angeboten liegt dabei klar vorn.

Fernsehnachrichten bei ARD oder ZDF werden von 82 Prozent der Jugendlichen für vertrauenswürdig erachtet, die großen überregionalen Tageszeitungen halten 80 Prozent für vertrauenswürdig. Bei Youtube sind es nur 43 Prozent und bei Facebook nur noch 25 Prozent.

Dabei gibt es hier, wie auch bei anderen Fragen, Unterschiede zwischen Ost und West und sozialer Herkunft. Beispielsweise haben Jugendliche im Westen und Jugendliche aus höheren sozialen Schichten ein deutlich höheres Vertrauen in Nachrichtenmedien. Das Vertrauen in die klassischen Medien liegt aber in allen Schichten über dem Vertrauensniveau in die sozialen Medien.

„Dies lässt darauf schließen, dass sie sich im Internet gezielt und selektiv die Kanäle ihres Vertrauens heraussuchen, während sie klassischen Medien in der Breite Glauben schenken,“ fassen die Herausgeber der Shell Jugendstudie die Ergebnisse zusammen.

Der Autor

Christiane Dähn
Christiane Dähn
Christiane Dähn ist Projektleiterin im Büro Bardohn in Hamburg. Nach ihrem Studium in Betriebswirtschaft und Journalistik an der Universität Hamburg, kümmerte sie sich bei Gruner + Jahr (Stern, Brigitte) und im Zeit-Verlag um Marketing, Anzeigenverkauf, Marktforschung und Verlagsgeschäfte.