Die New York Times Company (NYT) bleibt der Leuchtturm in der Medienlandschaft. Trotz eines weiterhin herausfordernden Umfelds für die Medienbranche – geprägt von einem sich schnell wandelnden digitalen Ökosystem, anhaltend wirtschaftlicher Unsicherheit und geopolitischen Spannungen – meldet der 173 Jahre alte Traditionsverlag erneut beeindruckende Zahlen.
Die jüngste Bilanz für das angelaufene vierte Quartal und das Gesamtjahr 2024, die im Februar veröffentlicht wurde, unterstreicht einmal die anhaltende Stärke des Geschäftsmodells und die Fähigkeit der „Gray Lady“, sich an neue Realitäten anzupassen. Besonders bemerkenswert: Künstliche Intelligenz (KI) erweist sich bereits erkennbar als positiver Faktor für das US-Unternehmen.
Finanzielle Highlights: Nachhaltiges Wachstum und Profitabilität
Im Geschäftsjahr 2024 verzeichnete die NYT einen Umsatzanstieg von 6,6 Prozent auf 2,59 Milliarden Dollar, getrieben von einem robusten Abonnentengeschäft. Allein im vierten Quartal stiegen die Erlöse um 7,5 Prozent auf 726,6 Millionen Dollar – ein Beleg für die anhaltende Wachstumsdynamik. Der operative Gewinn kletterte im Jahresverlauf gar um 27,1 Prozent auf 351,1 Millionen Dollar; netto verdiente die NYT Company 293,83 Millionen Dollar. Allein im vierten Quartal lag der bereinigte operative Gewinn mit 170,5 Millionen Dollar 10,7 Prozent über dem Vorjahr. Die Bilanz übertrafen die Erwartungen und demonstriert eindrucksvoll, dass die NYT auch in einem volatilen Marktumfeld profitabel wächst.
„Unsere Ergebnisse spiegeln die Widerstandsfähigkeit unseres Multi-Revenue-Stream-Modells wider“, kommentierte Meredith Kopit Levien, die seit September 2020 die Geschicke als CEO leitet, die Entwicklung. „2024 war ein weiteres starkes Jahr, in dem wir unsere Position als unverzichtbare Subscription für neugierige Menschen weltweit gefestigt haben“, so die 54-Jährige.
Abonnentenboom: Digital als Wachstumsmotor
Das Herzstück des Erfolgs bleibt weiter das digitale Abonnentengeschäft, das die für viele „beste Zeitung der Welt“ früh vorangetrieben hat. Per Ende 2024 zählte die NYT bereits 11,43 Millionen Abonnenten, davon 10,82 Millionen rein digital. Im vierten Quartal kamen netto 350.000 digitale Abonnenten hinzu (2024: 1,1 Millionen Neuabonnenten) – der stärkste Zuwachs in über einem Jahr, der das Medienhaus seinem Ziel von 15 Millionen Abonnenten bis 2027 näherbringt. Besonders das Bundle-Angebot, das Nachrichten mit Lifestyle-Produkten wie dem 2022 akquirierten Sport-Portal „The Athletic“, „Cooking“ und „Games“ kombiniert, zeigt Wirkung: 5,44 Millionen Abonnenten nutzen dieses Paket – ein Zeichen für die wachsende Bereitschaft, für ein ganzheitliches Digital-Angebot zu bezahlen.
Die digitalen Abonnementeinnahmen stiegen im vierten Quartal um 16 Prozent auf 334,9 Millionen Dollar, während sie im Gesamtjahr um 14,1 Prozent auf 1,25 Milliarden Dollar kletterten. Der durchschnittliche Umsatz pro digitalem Nutzer (ARPU) wuchs auf 9,65 Dollar, ein Plus von 4,4 Prozent, unterstützt durch Preisanpassungen und den Übergang von Aktionspreisen zu regulären Tarifen. Der überschaubare Rückgang der Print-Abonnements von lediglich minus 7,1 Prozent im vierten Quartal wird somit mehr als kompensiert.
KI als positiver Impuls
Ein bemerkenswerter Aspekt der Bilanz ist der Einfluss von Künstlicher Intelligenz. Während die NYT mit einer Klage gegen Microsoft und OpenAI wegen urheberrechtlicher Verstöße im Zusammenhang mit generativer KI Schlagzeilen machte, zeigt sich KI auch als Wachstumsfaktor. Die gestiegenen Produktentwicklungskosten (plus 6,0 Prozent auf 61,8 Millionen Dollar in Q4) spiegeln die Investitionen in innovative Technologien wider, die das Nutzererlebnis verbessern.
„KI hilft uns, Inhalte effizienter zu erstellen und personalisierte Angebote zu entwickeln“, erklärte Levien. Gleichzeitig stärken digitale Werbeeinnahmen (plus 9,5 Prozent auf 117,9 Millionen Dollar in Q4), die von KI-Technologien profitieren und im Bereich der programmatischen Werbung und neuen Werbeflächen unterstützt werden, das Geschäftsmodell.
Herausforderungen und Ausblick
Trotz der positiven Bilanz verläuft die Transformation natürlich nicht ohne Hindernisse. Die Print-Werbeeinnahmen sanken im Q4 um 16,4 Prozent, während die Gesamtkosten um 6,0 Prozent stiegen, unter anderem durch höhere Marketingausgaben (plus 21,3 Prozent). Doch die NYT zeigt sich gewappnet: Mit einem Free Cashflow von 381,3 Millionen Dollar im Jahr 2024 (plus 13 Prozent) und einer Liquidität von 911,9 Millionen Dollar ist das US-Verlagshaus finanziell sehr stabil aufgestellt. Der Aktienkurs hält sich aktuell im herausfordernden Börsen-Umfeld robust und hat 2025 besser abgeschnitten als viele Technologieaktien.
Für 2025 erwartet die NYT weiteres Wachstum, angetrieben vom digitalen Abonnentengeschäft, das um 14 bis 17 Prozent zulegen soll. „Unser Weg wird nicht linear sein, aber wir sind überzeugt von unserer Marktchance“, betonte Levien. Die Wall Street teilt diesen Optimismus: Binnen eines Jahres notiert die NYT-Aktie um 9 Prozent im Plus und liegt in der Nähe der Ende 2024 aufgestellten Allzeithochs. Für traditionelle Medienhäuser bleibt die „Gray Lady“ weiter der Goldstandard der digitalen Transformation.