Die Washington Post erscheint seit Anfang 2017 mit der Unterzeile „Democracy dies in Darkness“ – die Demokratie stirbt im Dunkeln. Will sagen: Ohne Medien, die Licht ins Dunkel bringen, kann eine offene Gesellschaft nicht überleben. Der Slogan ist eine Antwort der Washington Post auf Donald Trumps Angriffe gegen die ihm nicht genehmen Teile der Presse, die er sogar „Volksfeinde“ nannte. Indem der Präsident Nachrichten einfach als „Fake News“ bezeichnet wenn, sie ihm nicht in den Kram passen, untergräbt er in Teilen der Bevölkerung das Vertrauen in die Presse. Nach der jüngsten Gallup-Umfrage bringen nur noch 23 Prozent der Amerikaner den Zeitungen großes oder sehr großes Vertrauen entgegen, vier Punkte weniger als ein Jahr zuvor. In einer koordinierten Aktion hoben deshalb Mitte August 350 US-Zeitungen in ihren jeweiligen Leitartikeln die Bedeutung der Pressefreiheit für die Demokratie hervor.

Eurobarometer: Vertrauen auf 10-Jahres-Hoch

In Deutschland bleibt das Vertrauen in Zeitungen und Zeitschriften auf einem recht hohen Niveau. Das zeigen die jüngsten Daten aus dem Eurobarometer der Europäischen Kommission. Nach der im November 2017 durchgeführten repräsentativen Befragung haben 56 Prozent der Bevölkerung Vertrauen in Zeitungen und Zeitschriften, 39 Prozent haben kein Vertrauen, fünf Prozent antworten mit „weiß nicht“. Damit bleibt das Vertrauen auf dem höchsten Stand der letzten 10 Jahre. Zudem liegt das Vertrauen aktuell um zehn Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt.

In den Jahren 2012 bis 2015 lag das Pressevertrauen in Deutschland unter dem längerfristigen Trend, wie die Grafik erkennen lässt. Das mag mit Ereignissen zu tun gehabt haben, deren journalistische Behandlung viele Medienwissenschaftler und Chefredakteure rückblickend kritisch kommentierten: Christian Wulffs Rücktritt etwa, die Ukraine-Krise oder die Flüchtlingskrise von 2015. Auch Journalisten, das war eine Lehre jener Jahre, sind gegen Fehler nicht immer gefeit.

Neben der Zeitreihe für die Gesamtbevölkerung ist der Blick auf Querschnittsdaten interessant, also auf das aktuelle Pressevertrauen in einzelnen Teilzielgruppen. Die Unterschiede nach Alter und Geschlecht sind allerdings relativ gering. So vertrauen 52 Prozent der Jüngsten (15 bis 24 Jahre) der Presse und 59 Prozent der Ältesten ab 75 Jahre.

Zusammenhang: zwischen Vertrauen in Presse und Demokratie

Nachdrücklich verweisen die Daten zudem auf das Zusammenspiel von Demokratie und „vierter Gewalt“. Diejenigen, die mit der Demokratie in Deutschland zufrieden sind, vertrauen der Presse zu 65 Prozent. Rund ein Viertel der Bevölkerung ist allerdings mit dem Zustand der Demokratie nicht zufrieden. In dieser Gruppe bringen nur 30 Prozent den Zeitungen und Zeitschriften Vertrauen entgegen. Im Durchschnitt aller EU-Länder sieht es ähnlich aus.

Dr. Uwe Sander
Dr. Uwe Sander
Der gelernte Volkswirt arbeitete nach einigen Jahren in der empirischen Wirtschaftsforschung von 1984 bis 2014 in verschiedenen Funktionen beim Verlag Gruner+Jahr, u.a. für die Titel Capital, Stern, GEO und Art. Heute ist er freiberuflich als Autor und Berater tätig. Sein besonderes Interesse gilt der Entwicklung des digitalen Journalismus.